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SKRUPELLOSE MACHT von Pia Stangier
Politkrimi erschienen Februar 2023 im istolé-Verlag Wuppertal
Es ist das erste Buch, das die Autorin Pia Stangier verfasst hat, aber bereits bewundernswert professionell geschrieben und inhaltlich nicht frei erfunden.
Die Autorin – sie spricht in Ich-Form mit dem Namen Marla Richter - versetzt uns in das Jahr 1998 und in das „Europa von heute“, in die „EU“. Folglich spielt die Handlung vornehmlich in Brüssel, der „Herzkammer der Europäischen Union“. Die Zentralfigur Katrin Wübbers ist dort im EU-Parlament Sekretärin des Parlamentariers Olaf Gessner. Soweit … so gut, nur urplötzlich ist dieser EU-Mann tot … an einem natürlichen Tod gestorben, wie die Obduktion ergibt … und die Sekretärin ist - sehr mysteriös - verschwunden.
Jetzt greift die Osnabrückerin Marla Richter ins Geschehen ein, da sie mit der jungen Sekretärin verwandt ist und sich um sie sorgt. Als reiche Erbin, die sich von ihrem Beruf als Bankerin hat vorläufig beurlauben lassen, hat sie genug Zeit und nimmt die Recherchen auf. Eher unprofessionell, weil unerfahren auf diesem Gebiet, denn sie glaubt, es könnte ein Verbrechen dahinterstecken. Dabei lernt sie in Brüssel das Leben in der EU-Zentrale live kennen, formalistisch, Netzwerk betrieben und gespickt mit Erotik. Und fast immer geht es um Macht und Entscheidungen in Milliarden-Höhe, idealer Nährboden für Korruption.
Und in genau dieses “Wespennest des Lobbyismus und der Subventionen“ steigt sie ein. Sie deckt einen EU-Skandal gigantischen Ausmaßes auf, der sich an echten Fakten orientiert; wie so oft nur dadurch entlarvt, weil eine brisante Namensliste versehentlich in falsche Hände fällt.
Unter Todesgefahr löst die Protagonistin unserer Autorin diesen Politskandal, basierend auf echten Begebenheiten in Verbindung mit dem „geschlossenen“ Rücktritt der EU-Kommission kurz vor der Jahrtausendwende. Dieser „Tiefpunkt der EU“ wird dem Leser, der Leserin wieder vor Augen geführt, liegt er doch erst – oder schon – 25 Jahre zurück … spannend aufbereitet und absolut lesenswert.
- Klaus Kertscher, Oldenburg im März 2023
HASEPOST Osnabrück
Vetternwirtschaft und Korruption: Pia Stangier veröffentlicht Osnabrücker Politthriller
Artikel von Jasmin Schulte - 1. Juni 2023
https://www.hasepost.de/vetternwirtschaft-und-korruption-pia-stangier-veroeffentlicht-osnabruecker-politthriller-373108/
Pia alias Petra Stangier lebte viele Jahre in Osnabrück. 2008 zog es sie beruflich nach Oldenburg, dennoch ist der Bezug zur Hasestadt für die Autorin weiterhin groß. Deshalb war es für sie auch klar, dass ihre Hobby-Ermittlerin Marla Richter von Osnabrück aus nach Brüssel reist, um dort dem durch Vetternwirtschaft und Korruption begründeten geschlossenen Rücktritt der EU-Kommission 1999 nachzugehen.
Die erste Fassung ihres Polittrillers “Skrupellose Macht” schrieb Stangier 2000, als sie selbst noch in Osnabrück lebte. Damals von der Wut und Empörung der aktuellen politischen Ereignissen gepackt, da man zu dieser Zeit die gesamte EU-Kommission wegen Korruption und Vetternwirtschaft zum Rücktritt gezwungen hatte. “Meine Protagonisten leben in Osnabrück, da kenne ich mich am besten aus”, erklärt die gebürtige Wuppertalerin.
Brisante Skandale sollen nicht vergessen werden
Worum geht es? Marla Richter ist Erbin eines historischen Villenanteils am Westerberg. Hier lebt sie mit Tante Greta, die völlig anders gestrickt ist als Marla. Die kann mit Tantchens Alt-Hippie-WG zuerst nichts anfangen. Statt sich auf ihrem Erbe auszuruhen und von ihrer harten Scheidung zu erholen, nimmt die ehemalige Bänkerin die Herausforderungen ihres Leben an. Als eine junge Verwandte plötzlich verschwindet, die als Sekretärin des EU-Abgeordneten Olaf Gessner arbeitet, wird sie zur Ermittlerin und mit einem riesigen Politskandal konfrontiert.
Stangier schreibt bereits seit Jahren Kurzgeschichten und jahrelang musste ihr fertiges Manuskript zu “Skrupellose Macht” in einer ihrer Schreibtischschubladen verstauben. Verlage schmetterten ihr Thema ab. Der Markt sei übersättigt oder das Thema gerade nicht interessant. 2023 klappte es dann: Der istolé-Verlag Wuppertal veröffentlichte ihren Politthriller. Die Freude darüber war bei der heutigen Immobilienmarklerin groß. “Ich bin keine Enthüllungsjournalistin”, erzählt sie lachend. “Aber das sind Themen, mit denen ich mich gerne beschäftige und auf die ich ein Augenmerk richten möchte, damit sie nicht vergessen werden.” Als politisch interessierte Frau verfolge sie das aktuelle Nachrichtengeschehen und schöpft aus großen Skandalen Ideen. “Meine Hoffnung war, dass die damals neu formierten Kontrollinstanzen der EU künftig Skandale dieser Art ersparen könnten, aber weit gefehlt.” Vetternwirtschaft und Korruption sind auch heute noch – über 20 Jahre später – ein aktuelles Thema.
Der zweite Band ist bereits in Arbeit. “Es geht um den Skandal der Vatikanbank in den 70er Jahren”, verrät Stangier. Auch das Thema Whistleblower und ihr fehlender Schutz will sie in die Geschichte verweben.